Wie liest die Bank einen Businessplan? Diese Frage sollte man sich als Gründer immer schon beantwortet haben, bevor man anfängt, seinen Geschäftsplan für einen Kreditantrag aufzubereiten. Gestern bin ich bei einem interessanten Vortrag von Guido Wegner, dem Leiter des „GründerCenters“ der Berliner Volksbank, in der HTW Berlin gewesen. Ich hatte im Vorhinein nicht damit gerechnet, etwas – für mich Brauchbares – aus der Veranstaltung mitzunehmen, am Ende wurde ich aber eines Besseren belehrt. Als Denkansatz also hier mein Beitrag.
Erste Überlegungen: Venture Capital vs. Bankkredit
Wie will ich als Gründer an Geld kommen? Ein erfolgreicher Unternehmer sagte neulich in seinem Vortrag auf der Heureka: „Banken halten dir den Regenschirm hin, wenn es sonnig ist und ziehen ihn wieder weg, wenn es regnet“. Doch ganz so schwarz-weiß sollte man die Bankenwelt vielleicht doch nicht sehen: Kredite sind nur an eine vorher fixierte Gegenleistung gebunden und die ist: Zins. Der Gewinn der Bank ist also vorher für jeden berechenbar und erhöht sich später nicht, auch wenn die Unternehmung besonders erfolgreich sein sollte. Auch fuchtelt eine Bank normalerweise nicht im Geschäft des Unternehmers herum. Anders sieht es bei Venture Capital-Gebern und Business Angels aus. In der Regel geben die Gründer Anteile ihres Unternehmens, die an jährliche Dividendenausschüttungen gekoppelt sind, ab. Man profitiert bei der Gründung einerseits zwar (zunächst) von der Beratung und den Kontakten der VCs, damit vielleicht auch von einem schnellen Anfangswachstum. Andererseits greifen diese allerdings auch aktiv in das Geschäftsgeschehen ein. Monatsreports und Rechtfertigungszwang inklusive. Einem Existenzgründer, der sein ganzes Herzblut in die Gründung steckt, dürfte das sicher übel aufstoßen.
Haftungsrisiken
Bei einer Bank erhalten Unternehmen i.d.R. nur einen Kredit, wenn der Unternehmer persönlich haftet. Unabhängig von der Rechtsform! Holt man sich das Geld von Business Angels und VCs haftet der Unternehmer dagegen nicht persönlich.
Banker als kaufmännische Berater nutzen
Die VB Berlin hat vor einigen Jahren ein eigenes Kompetenzzentrum für Existenzgründer, das „GründerCenter“, aufgebaut. In diesem nehmen Banker auch eine Art Beraterrolle ein. Sicher sind sie die falschen Personen, wenn es darum geht ein nie dagewesenes Konzept zu bewerten. Anders sieht es aber aus, wenn man zumindest teilweise belastbare Zahlen vorweisen kann. Das können zum Beispiel logisch hergeleitete Umsatzvoraussagen sein, die per Befragung am „Point Of Sale“ geführt wurden. Aber auch öffentliche Statistiken oder erste Verkaufsergebnisse. Im „Zahlen auf Ergiebigkeit prüfen“ sind die Damen und Herren Banker spitze. Warum also nicht auch die kaufmännische Expertise nutzen? Viel zu selten, so Wegner, kommen die Kreditnehmer auch nach der Kreditvergabe zu ihnen und nehmen Beratung in Anspruch. Dabei haben die Berater für Existenzgründer deutlich mehr Zeit, als im regulären Geschäft.
Welcher Typ muss ich sein, um einen Kredit zu bekommen?
Tatsächlich bestätigten sich hier meine Klischees gegenüber Banken. Die wichtigsten Eignungen, die – zumindest die Berliner Volksbank – an ihre zukünftigen Kreditnehmer und ihr Konzept stellt sind: Berufliche Qualifikation, kaufmännisches Know-How und Tragfähigkeit des Businessplans. Ersteres begründet man mit dem harten Qualifikationsraster der KfW, die Ausfallrisiken der Banken absichert. Als Techniker kann man die zweite Bedingung dadurch ganz gut erfüllen, dass man schon bei Beantragung einen „kaufmännisch fähigen“ Mitarbeiter vorweist oder sich einen solchen ins Gründungsteam holt. Besonders beliebt bei Banken sind deshalb Gründerteams.
Ich habe keine Sicherheiten, was nun?
Sicherheiten seien selten der Grund, weshalb ein Kreditantrag im GründerCenter abgelehnt wird, so Wegner. Durch Förderprogramme der KfW und regionalen staatlichen Bürgschaftsbanken sind i.d.R. etwa 80% des Ausfallrisikos für die Banken durch diese abgedeckt. Dadurch will man von staatlicher Seite natürlich die Kreditvergabe an risikoreichere Vorhaben ausweiten. Um die Ausfälle – die am Ende die Steuerzahler tragen – zu minimieren, müssen die Geschäftsbanken noch weitere Anforderungen an ihre Kreditnehmer stellen, als nur die berufliche Eignung. Zum Beispiel muss man…
Eigenes Kapital mitbringen!
Umso mehr Eigenkapital der Unternehmer von sich aus mitbringt, umso höher der mögliche Kredit. Aus dem Verhältnis von Eigenkapital zum Fremdkapital ergeben sich einige betriebswirtschaftliche Finanzierungsregeln, die von Gründern unbedingt beachtet werden sollten. Finanziert man das eigene Unternehmen mit zu viel Fremdkapital, wirkt die Zinslast auf Dauer oft erdrückend und in wirtschaftlich schwächeren Zeiten sind solche Unternehmen sehr schnell zahlungsunfähig. Seit 2008 hat sich die durchschnittliche Eigenkapitalquote von ca. 10% auf einen Wert um rund 20% erhöht. Eine Lehre, die man aus der aktuellen s.g. „Finanz- und Währungskrise“ gezogen hat.
Öffentliche Förderprogramme sehen meist ein eingebrachtes Eigenkapital von mindestens 10% vor (zum Beispiel: ERP – Kapital für Gründung).
Geld von Familie und Freunden als Eigenkapital einsammeln?
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Vielen Dank für diesen hilfreichen Beitrag. Ich habe aber mal noch eine ganz spezifische Anfrage: Können Sie bitte mehr über Hauptproblem erzählen.