Wie liest die Bank einen Businessplan?

(…Fortsetzung von Seite 1)

Bild: © Photo-K – Fotolia.com
Früher sahen Banken das Geldsammeln von Freunden und Familie eher skeptisch. Heute sieht man darin eher eine Bestätigung, dass auch andere Menschen an den Gründer und seinen Erfolg glauben. Doch Achtung: Kreditnehmer dürfen private Darlehen von „family and friends“ erst nach vollständiger Rückzahlung des Bankkredits zurückzahlen.

Was gehört in einen Business-Plan?

Neben den o.g. Eigenschaften des Unternehmers legen Banken beim Konzept Wert auf das Alleinstellungsmerkmal (USP), den Standort (bei einem stationären Handel) und die Wirtschaftlichkeit (die belastbaren Zahlen).  Beim Zahlenwert den

Unternehmerlohn nicht vergessen!

In vielen Zahlenteilen wird der Unternehmerlohn völlig vergessen. Hier fordert die Volksbank z.B. ca. 20.000 Euro pauschal ab dem 2. Jahr. Diese 20.000 Euro müssen unbedingt im Liquiditätsplan erfasst werden.

Liquiditätsplanung

In einem Liquiditätsplan stellt man die Zahlungsströme dar. Lieferanten- und andere Zahlungsziele müssen entsprechend bewertet werden, so dass das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt liquide bleibt. Denn illiquide (zahlungsunfähig) zu sein, bedeutet insolvent zu sein! Wichtig auch: ab wann wird der berüchtigte „Break Even“, also der Punkt, ab wann das Unternehmen nur noch Gewinn erwirtschaftet, erreicht?

Die Kreditvergabe ist langsam!

Wie in Deutschland üblich, dauert auch eine Kreditbewilligung im Rahmen bis 100.000 Euro um die 3 Monate. Bei Millionenbeträgen kann es sich schon mal um ein halbes Jahr handeln. Plant man also eine spätere Expansion, muss man die Bank frühzeitig aufsuchen!

Saubere Kontoführung ist ein Muss!

Banken merken sehr schnell, wenn Lastschriften häufiger nicht eingelöst werden können oder Unternehmen ihr Dispo überziehen. Umso wichtiger ist die Liquiditätsplanung!

Was mache ich, wenn es mal nicht so gut läuft?

Noch bevor der Bankberater anruft und nach den fälligen halbjährlichen Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) fragt, sollte man offen kommunizieren, dass es ein Problem gibt. Ist das Kind erst in den Brunnen gefallen, ist eine Nachfinanzierung – um kurzfristig wieder liquide zu sein – meist nicht mehr möglich.

Bleibt man aber auch nach der Kreditzusage weiterhin im offenen Dialog mit seinem Bankberater und präsentiert ihm rechtzeitig ein Konzept mit dem man das Unternehmen aus seiner Schieflange bringen will, sind Nachfinanzierungen oft kein großes Hindernis mehr.  Um allerdings schon frühzeitig zu wissen, dass man in Zahlungsschwierigkeiten kommen wird, muss man seine eigenen Zahlen kennen und im besten Falle den für den Businessplan angefertigten Liquiditätsplan weiterführen!

Zu guter Letzt

noch ein paar Dinge:

  • Nur ca. 1/5 der Anträge werden positiv beantwortet.
  • Kreditentscheidungen werden immer erst nach einem persönlichen Gespräch vor Ort gefällt!
  • Banken finanzieren keine Forschung und Entwicklung. Zumindest Prototypen müssen bereits da sein.
  • Es werden nur Vollexistenzen bewilligt. Möchte man sich auch nach den ersten drei Jahren nicht hauptberuflich seinem Unternehmen widmen, hat man bei den meisten Banken keine Chance.
  • Existenzgründer sind i.d.R. alle diejenigen, die in den letzten 3 Jahren ein Unternehmen gegründet und noch keine Förderungskredite in Anspruch genommen haben oder in der Zukunft gründen.

Ein Gedanke zu „Wie liest die Bank einen Businessplan?“

  1. Vielen Dank für diesen hilfreichen Beitrag. Ich habe aber mal noch eine ganz spezifische Anfrage: Können Sie bitte mehr über Hauptproblem erzählen.

Kommentare sind geschlossen.